Streuobstwiesen am Ammersee Breitbrunn

Die Streuobstwiese, regional auch Obstwiese oder Obstgarten, ist eine traditionelle Form des Obstbaus. Auf Streuobstwiesen stehen hochstämmige Obstbäume meist unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten und Sorten.
Streuobstwiesen sind die bekannteste Form des Streuobstbaus. Für diesen ist die Mehrfachnutzung kennzeichnend: Die Bäume dienen der Obsterzeugung.  Da die Bäume locker stehen, dienen die Flächen zugleich als Grünland, entweder als Mähwiese zur Heugewinnung oder direkt als Viehweide. Auf der Breitbrunner Streuobstwiese findet eine Beweidung durch Gallowayrinder statt.  Darüber hinaus gehören auch Obstalleen und Einzelbäume zum Streuobstbau. Das im Streuobstbau angebaute Obst nennt man Streuobst.

Der Streuobstanbau hatte im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft sowie durch das Bau- und Siedlungswesen wurden jedoch Streuobstwiesen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark dezimiert. Heute gehören sie zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas (siehe auch Rote Liste der Biotoptypen). Die Imkerei spielt bei der Bestäubung eine wichtige Rolle.

Größere, landschaftsprägende Streuobstwiesen finden sich heute noch in Österreich, in Süddeutschland, am Nordhang des Kyffhäusergebirges und in der Schweiz. Die größten Bestände finden sich am Fuß der Schwäbischen Alb. Die großen Streuobstflächen des niederösterreichischen Mostviertels liegen rund um die weitverstreuten Gehöfte. Sie sind das Kerngebiet zur Erzeugung von Apfel- und Birnenmost.

Eine Streuobstwiese
sollte am besten aus 60-80 % Apfelbäumen bestehen. Apfelbäume kommen mit den meisten Standorten zurecht. Außerdem bieten Apfelbäume besonders vielen Tieren einen Lebensraum. Sie haben ein weiches Holz, in dem leicht Höhlen entstehen können.
Ergänzen Sie Ihre Apfelbäume mit einigen anderen Obstarten. Dazu kommen Birne, Zwetschge, Kirsche und Walnuss in Frage. Besonders vielfältig wird ihre Streuobstwiese, wenn Sie zusätzlich ein oder zwei Wildobstbäume pflanzen. Je vielfältiger die Streuobstwiese, desto besser. Die Kultur-Obstbäume durch einzelne Wildobstbäume zu ergänzen, das bereichert die Streuobstwiese. Holzapfel und Holzbirne sind die Urformen
unserer Apfel- und Birnbäume. Mit ihrer Pflanzung leisten wir einen Beitrag zum Erhalt der Sorten.
Alle Wildobstbäume sind auch Bienenweiden.

Wussten Sie schon?
Der Beginn der Obst-Nutzung liegt weit zurück in der Geschichte des Menschen. In steinzeitlichen Siedlungen am Bodensee wurden Reste von Holzapfel und Holzbirne gefunden. Man schätzt diese Siedlungen auf 4000 Jahre. Anfangs bediente man sich also an den Früchten wild wachsender Bäume.

Ursprünge der Obstkultur in der Antike
Die Ursprünge unserer heutigen Obst-Kulturformen liegen im Orient. Von dort gelangte das Wissen über Obstanbau und -zucht nach Südeuropa. Mit den Römern und Griechen erreichte der Obstbau einen vorläufigen Höhepunkt.

Klosterobstgärten im Mittelalter
Im klösterlichen "Paradiesgarten" steht ein Kirschbaum. Trotzdem gab es auch im Mittelalter Obstgärten. Diese waren ein wertvoller Besitz, der geschützt werden musste. Besonders in den mittelalterlichen Klöstern wurde das Wissen über Obstanbau erhalten und weiterentwickelt. Nicht selten waren die Mönche inspiriert von dem Gedanken in ihren Obstgärten ein irdisches Paradies zu schaffen.

Fürstenhöfe
In den aufblühenden Städten gab es Obstgärten.
Meist befanden sie sich innerhalb der Hof- oder Stadtmauern. Erst als in der Stadt der Platz zu wenig wurde, begann man, Obstbestände als Gürtel um die Städte herum anzulegen. Im 15. Jahrhundert rühmten sich einige Städte damit, eine "Gartenstadt" zu sein. Von Ravensburg und Nürnberg sind solche Obstgärten bekannt.
Zur Zeit der französischen Revolution begann die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Obstanbau. Gartenbauschulen und Obstbauvereinigungen wurden gegründet. Es war die Blütezeit der Obstkultur.

Aufkommen des gewerblichen Obstbaus
Das Zeitalter der Industrialisierung führte zu einen großen Bevölkerungswachstum. Die Städte konnten sich nicht mehr selbst versorgen. Die Erfindung des Mineraldüngers 1840 ermöglichte eine Ausweitung der Anbauflächen und jährliche Ernten. Der Transport der Ware über weite Strecken wurde möglich. Obst war erstmals eine Handelsware. Es ist der Beginn des gewerblichen Obstbaus. Hier liegt auch der Ursprung unserer Streuobstwiesen.

Entstehung der Streuobstwiesen und Streuobstäcker

Bis ins 19. Jahrhundert wurde Obstbau nur in kleinem Maßstab betrieben. Auf dem Land waren es häufig wilde Sämlinge, die zur Selbstversorgung genutzt wurden. Die Haltbarkeit von Obst war begrenzt und die Lagerung schwierig. Bauern handelten daher lieber mit Getreide, Hackfrüchten oder Wein.
Die Industrialisierung hatte Voraussetzungen für einen Obstmarkt geschaffen. Mit der Bevölkerung wuchs auch die Nachfrage. Plötzlich wurde der Obstanbau lukarativ.
Ein Großteil der damaligen Bauern hatte nicht mehr als 10 ha Anbaufläche zur Verfügung. Für sie war es wichtig, möglichst wenig Fläche an die Obstbäumen zu verlieren. Deshalb wurden die Obstbäume locker verteilt auf Wiesen oder entlang von Wegen gepflanzt. So konnten die Wiesen beweidet werden. Auch so genannte Streuobstäcker waren verbreitet. Dabei wurde auf der Fläche unter den Bäumen Kartoffeln, Gemüse oder Beerenobst angebaut. Solche Obstäcker findet man heute nur noch selten.

Industrieobst und Verlust der Vielfalt

Das Aufkommen industrieller Produktionsmethoden führte zum Rückgang des Streuobstanbaus. Weniger Sorten und größeren Erntemengen werden gefordert. Das äußere Erscheinungsbild der Frucht wird wichtiger als ihre Qualität. Heimische Erzeugnisse können mit den billigen Importen aus dem Ausland nicht mehr mithalten. Der Obstanbau findet in Niederstammkulturen statt. Diese ermöglichen eine intensive Bewirtschaftung und maximalen Profit. Für Hoch- und Halbstämme ist kein Platz mehr. 1953 beschließt das Bundesernährungsministerien eine Rodungprämie für Obstbäume. 60 - 80 % der Streuobstflächen werden vernichtet.
In der europäischen Union gibt es nur noch 10-15 verschiedene Apfelsorten zu kaufen. Golden Delicious, Red Delicious und Jonagold machen in Europa 70 % der angebotenen Apfelsorten aus. Gala, Granny Smith, Elstar, Cox Orange, Idared und Boskoop stellen das restliche Angebot. Manche Sorten sind markenrechtlich geschützt. Dazu müssen sie verschiedene Normen erfüllen. Geschmack gehört nur selten dazu. In deutschen Supermärkten sind meist nur 5-6 Sorten erhältlich. Dem gegenüber steht ein Sortiment von 4500 beschrieben Apfelsorten.

Text aus Wikipedia - abgeändert